29. Juli 2021
Autorin: Astrid Tomczak-Plewka
Chloé Carrière, wie sind Sie auf den PM Newcomer aufmerksam geworden?
Mirko Bischofberger, der Kommunikationschef der EPFL, hat mir die Ausschreibung geschickt. Er meinte, ich hätte die Voraussetzungen für eine Bewerbung.
Wie sind Sie auf Ihr Thema gekommen?
Ich möchte gerne mein Interesse an Astrophysik und Raumfahrt mit der Öffentlichkeit teilen. Ich habe deshalb Space@yourservice gegründet. Ein Beispiel für unsere Projekte ist «Astronomy on tap». Dabei kommen Studierende, Expertinnen und Experten und die breite Öffentlichkeit bei einem Drink zusammen und sprechen über Marsmissionen, Satelliten und Astronomie. Wegen der Corona-Pandemie waren diese Live-Veranstaltung leider nicht mehr möglich. Die «Galactic Chloé Show» auf Youtube geht in eine ähnliche Richtung: Sie ist ein Zwischending zwischen traditioneller Wissenschaftskommunikation und einer Late Night Show mit Vertreterinnen und Vertretern der EPFL. Wir haben die Show an der EPFL lanciert, möchten damit aber künftig auch ein breiteres Publikum erreichen.
Wie unterscheidet sich der Wissenschaftsjournalismus von anderen Formen des Journalismus?
Ich bin ja primär keine Journalistin. Aber ich würde sagen: Im Unterschied beispielsweise zum politischen Journalismus sollte im Wissenschaftsjournalismus der eigene Standpunkt keine Rolle spielen – weil sich alle auf die wissenschaftlichen Facts beziehen. Zudem sollte der Wissenschaftsjournalismus aufzeigen, wie die Wissenschaft die Gesellschaft formt. Bei Covid beispielsweise treffen Politikerinnen und Politiker bestimmte Entscheidungen, aber die Grundlagen dafür sind nicht immer offensichtlich. Die Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten ist es, diesen Wissensgraben zu überbrücken.
Was können die «alten Hasen» von Ihnen lernen?
Ich sage immer, dass wir alle voneinander lernen können. Traditionellen Medien fehlt oft die Nähe zum Publikum, auch die Authentizität. Die neue Generation versucht, näher am Publikum zu sein – über soziale Medien aber auch durch direkten Austausch.
Was lernen Sie von den «alten Hasen»?
Einfach alles (lacht). Ich habe ja nicht Journalismus studiert und bin immer wieder beeindruckt vom Willen, wissenschaftliche Informationen neutral zu vermitteln. Aber ganz konkret: Für mich liegt eine grosse Herausforderung darin, die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen. Bis jetzt erreichen wir vor allem die EPFL-Gemeinschaft, aber nicht viele ausserhalb. Ich muss lernen, ein breiteres Publikum anzusprechen, indem ich einen Artikel oder ein Video so gestalte, dass sich die Leute besser abgeholt fühlen durch das was sie sehen oder lesen.
Was würden Sie mit dem Preisgeld machen, sollten Sie gewinnen?
Ich muss das mit meinem Team diskutieren. Aber ich würde das Geld gerne für Marktforschung einsetzen, um rauszufinden, was das Publikum sehen möchte, welche Art der Interaktion, was für Episoden. Und dann würde ich auch sehr gerne Live-Shows machen, Interviews vor Publikum, damit wirklich ein Austausch stattfindet – wie in den US-Shows.
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