Prix Média

Wir brauchen exzellenten Wissenschaftsjournalismus. Der Prix Média fördert Medienschaffende mit Recherchebeiträgen und Preisgeldern für spannende Stories und innovative Formate.

Eine wissenschaftliche Late-Night-Show

Irgendwo zwischen US-Talkshow und Wissenschaftsdokumentation liegt die «Galactic Chloé Show» der EPFL-Studentin Chloé Carrière und prominenten Gästen. Ihr Wettbewerbsbeitrag für den Prix Média Newcomer ist eine Episode mit Astronaut Claude Nicollier und dem Nobelpreisträger Michel Mayor – wie immer in einem intergalaktischen Youtube-Setting. 

29. Juli 2021

Autorin: Astrid Tomczak-Plewka

 

Chloé Carrière, wie sind Sie auf den PM Newcomer aufmerksam geworden?

Mirko Bischofberger, der Kommunikationschef der EPFL, hat mir die Ausschreibung geschickt. Er meinte, ich hätte die Voraussetzungen für eine Bewerbung.

 

Wie sind Sie auf Ihr Thema gekommen?

Ich möchte gerne mein Interesse an Astrophysik und Raumfahrt mit der Öffentlichkeit teilen. Ich habe deshalb Space@yourservice gegründet. Ein Beispiel für unsere Projekte ist «Astronomy on tap». Dabei kommen Studierende, Expertinnen und Experten und die breite Öffentlichkeit bei einem Drink zusammen und sprechen über Marsmissionen, Satelliten und Astronomie. Wegen der Corona-Pandemie waren diese Live-Veranstaltung leider nicht mehr möglich. Die «Galactic Chloé Show» auf Youtube geht in eine ähnliche Richtung: Sie ist ein Zwischending zwischen traditioneller Wissenschaftskommunikation und einer Late Night Show mit Vertreterinnen und Vertretern der EPFL. Wir haben die Show an der EPFL lanciert, möchten damit aber künftig auch ein breiteres Publikum erreichen.

 

Wie unterscheidet sich der Wissenschaftsjournalismus von anderen Formen des Journalismus?

Ich bin ja primär keine Journalistin. Aber ich würde sagen: Im Unterschied beispielsweise zum politischen Journalismus sollte im Wissenschaftsjournalismus der eigene Standpunkt keine Rolle spielen – weil sich alle auf die wissenschaftlichen Facts beziehen. Zudem sollte der Wissenschaftsjournalismus aufzeigen, wie die Wissenschaft die Gesellschaft formt. Bei Covid beispielsweise treffen Politikerinnen und Politiker bestimmte Entscheidungen, aber die Grundlagen dafür sind nicht immer offensichtlich. Die Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten ist es, diesen Wissensgraben zu überbrücken.

 

«Der Wissenschaftsjournalismus sollte aufzeigen, wie die Wissenschaft die Gesellschaft formt.»

 

Was können die «alten Hasen» von Ihnen lernen?

Ich sage immer, dass wir alle voneinander lernen können. Traditionellen Medien fehlt oft die Nähe zum Publikum, auch die Authentizität. Die neue Generation versucht, näher am Publikum zu sein – über soziale Medien aber auch durch direkten Austausch. 

 

Was lernen Sie von den «alten Hasen»?

Einfach alles (lacht). Ich habe ja nicht Journalismus studiert und bin immer wieder beeindruckt vom Willen, wissenschaftliche Informationen neutral zu vermitteln.  Aber ganz konkret: Für mich liegt eine grosse Herausforderung darin, die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen. Bis jetzt erreichen wir vor allem die EPFL-Gemeinschaft, aber nicht viele ausserhalb. Ich muss lernen, ein breiteres Publikum anzusprechen, indem ich einen Artikel oder ein Video so gestalte, dass sich die Leute besser abgeholt fühlen durch das was sie sehen oder lesen.

 

Was würden Sie mit dem Preisgeld machen, sollten Sie gewinnen?

Ich muss das mit meinem Team diskutieren. Aber ich würde das Geld gerne für Marktforschung einsetzen, um rauszufinden, was das Publikum sehen möchte, welche Art der Interaktion, was für Episoden. Und dann würde ich auch sehr gerne Live-Shows machen, Interviews vor Publikum, damit wirklich ein Austausch stattfindet – wie in den US-Shows.

 

Biographie

Chloé Carrière (Jg. 1998) hat an der EPFL einen Bachelor-Abschluss in Physik gemacht und ist nun an ihrem Masterstudium mit Nebenfach Raumfahrttechnik. Vor rund 10 Monaten lancierte die Französin an der EPFL die «Galactic Chloé Show». In jeder 15-minütigen Episode interviewt sie einen Gast auf einem Set, das wie eine Mondbasisstation dekoriert ist. Einer ihrer prominentesten Interviewpartner war der Astronaut Claude Nicollier, der das Aufnahmeverfahren für die ESA erläuterte. Im Jahr 2019 lancierte Carrière auch die «Asclepios Mission», eine Simulation einer Weltraumexpedition bei der Studierende während 10 Tagen in den Alpen isoliert werden und Experimente durchführen müssen.